Wenn Du es teilst, wird es mehr
Der Klaus Eck will jetzt wieder zurück zu seinen Wurzeln als Blogger. Gut so, wie ich finde und ich würde das gern verstärken, einen kurzen Einblick geben, wie ich das für mich handhabe und damit das „Peronsal Publishung“ zur Tugend ernennen.
Falsche Ängste beim Personal Publishing ablegen
Die Angst, dass Inhalte, die ich in sozialen Netzwerken veröffentliche verloren gehen, ist berechtigt. Einerseits. Andererseits kommt es darauf an, wie ich diese Inhalte klassifiziere. Vielleicht ist es ja gar nicht so schlimm, wenn die eine oder andere digitale Notiz verloren ginge.
So sehe ich bei Tagungen und Kongressen häufig, dass die meisten Menschen wie wild in Ihre Notizbücher schreiben oder auf bereitgestellten Blöcken eine lose Blattsammlung über Ihre Take-Home-Messages erstellen. Wo landen diese Zettel eigentlich? Meistens nirgendwo bzw. im Müll. Nur sehr selten hat jemand mit diesen Notizen größeres vor. Es handelt sich also um eine eher schwache Verschriftlichung; sehr wahrscheinlich, um Gehörtes einmal durch den Geist zu jagen, eine Transkription zu leisten, um es besser im Kopf behalten zu können. Die Aufzeichnungen selbst sind weniger wichtig.
Warum also seine Notizen nicht auf Twitter machen. Was sehe, höre oder interpretiere ich, wenn ich eine Fremdinhalt wahrnehme? Was spricht mich an. Ein Tweet mit mittlerweile 280 Zeichen erlaubt da schon einiges. Wenn es auch manchmal stenographisch klingen mag. Ich twitter für mich und nehme kollateral in Kauf, andere damit zu inspirieren.
Das geht auch, wenn man ein Buch liest. Ganz für sich. Mir gefällt eine Textpassage oder ein Zitat. Dann verarbeite ich das über Twitter, neuerdings auch mit Adobe Spark, um es als Granulat aus meinem Flow an Informationen herauszulösen, zu fixieren, als Notiz wo abzulegen. Wie Klaus beschreibt, helfen Dienste wie IFTTT dabei, den Überblick zu behalten. Was ich in Sozialen Netzwerken von mir gebe, landet redundant in meinem Evernote, das ich als großes Archiv für derartige Inhalte nutze.
Wer diese öffentlichen Notizen dann noch stärker verschriftlichen will, kann ein einfaches Sinnieren im Sinne eines Notats in den von Klaus Eck beschriebenen Netzwerken kolportieren und so eine Wette mit dem Universum eingehen. Wichtige Notatesammlungen, die früherer, berühmte Schriftsteller (manchmal nur als Fingerübung) anfertigten, werden nach Ihrem Ableben gern veröffentlicht. Allein um dem Geist des Schriftstellers nachzustellen. Warum sich also nicht selbst unsterblich machen. Es könnte ja sein, dass meine digitalen Notizen, die ich heute irgendwo im Netz ablege, erst eines Tages ihre wahre, inspirierende Kraft entfalten. Quasi im digitalen Antiquariat der Zukunft. Es dürfte spannend sein, wenn wir zu Lebzeiten mithilfe einer AI aggregieren könnte, was wir über zwei Dekaden lang ins Netz gestellt haben. Ein Hinweis, dass solche Notizen bestenfalls einen Sinn haben sollte, erspare ich mir in der Ausführlichkeit jetzt.
Kürzere Text in sozialen Netzwerken sind für mich Mündlichkeit im Gewand der Schriftlichkeit. Blogposts oder Artikel in durch Netzwerke bereitgestellte Tools sind Überlegungen, die mich auf meinem Weg zur ordentlichen Publikation begleiten und auf die Qualität einer abschließenden These begleiten dürfen.
Wer seine Gedanken also unmittelbarer teilen will, aber noch nicht den Anspruch hat, dass es sich um eine abschließende Betrachtung handelt, sondern rein um Überlegungen, muss einfach etwas Abstand gewinnen von der Vorstellung, jeder Text müsse die Welt verändern.
Wenn ich Notizen gleich bei Twitter veröffentliche, daraus einen seichten Blogpost mache und durch diese Form der Verarbeitung in einiger Zukunft eine wichtige Erkenntnis im Text entwerfe, die vielleicht in einem Buch stehen könnte oder eine andere Aufmerksamkeit erfährt, kann ich lernen, dass Notizen z.B. auf Kongressen gar nichts Heimliches sind, was ich in Notizbüchern versenken muss, sondern gleich mitteile.
Dann haben wir doch Alle mehr davon?! Geteilte Gedanken, Überlegungen, Notizen und Notate, die ich unmittelbarer teile, werden mehr. Wenn es sich nicht um den allerletzten Bullshit handelt, sondern unmittelbar auch eine Inspirationsleistung bereitstellt – für mich selbst und andere – dann ist viel gewonnen, dann wird einem gefolgt und dann kann es ganz vielleicht so eines Tages soweit sein, dass ein einzelner Satz die Welt eines andere verändert.
Gerade letzte Woche ist mir das noch passiert. Also nur Mut.