Aus einem Mangobaum kann niemals eine Deutsche Eiche werden.
Habt Ihr meine Wurzeln gesehen? Nein. Man sieht sie von außen nicht. Meine Wurzeln sind in Deutschland gewachsen.”
Diese Worte spricht Umeswaran Arunargirinathan im Rahmen der Gedenkfeier für die Opfer von Flucht und Vertreibung am 20.06.2018.
Ohne Frage ist Umeswaran Arunargirinathan eine Ausnahmepersönlichkeit. Bewegend erzählt er die Geschichte, die mit den Umständen eines zynischen Bollwerks Europas nicht möglich erscheint. Eine achtmonatige Odyssee von Sri Lanka nach Deutschland. Nach Hamburg landete der angehende Herzchirurg zwischenzeitlich ausgerechnet in Bayern. (bitte achtet in diesem Moment auf #HorstSeehofer)
Ich erwarte, dass auch weiterhin diese Flüchtlingsgeschichten möglich sind. Sie dürfen allerdings nicht als Maßstab eines falsch interpretierten Humanismus gelten. Jeder Mensch, der von Flucht und Vertreibung betroffen ist, hat ein Recht auf Asyl. Viele Menschen erinnern sich dabei an die besondere Entwicklung, die unsere Gesellschaft seit der Nachkriegszeit gemacht hat. Deshalb suchen sie sich Deutschland als Ziel aus. Das sollten wir als Kompliment auffassen. Dieser Wunsch ist Ausdruck von Hochachtung.
Über die Verrohung der Sprache habe ich in den letzten Tagen einiges hier und anderswo geschrieben. Wir dürfen nicht zulassen, dass alles miteinander vermischt wird.
Asyl und Flucht aufgrund wirtschaftlicher Gründe dürfen nicht miteinander vermischt werden. Das Verhindern einer Einreise, weil man uns als Gesellschaft ablehnt und das womöglich mit Taten unterstreichen will, die andere Menschen in Gefahr bringen, darf nicht passieren, in dem wir Grundrechte in Frage stellen oder derart verändern und geltendes Recht soweit dehnen, dass viele positive, einzelne Flüchtlingsgeschichten verhindert werden.
Hier noch einmal die Fakten: Die meisten der Flüchtlinge bleiben im eigenen Land und rund zwei Drittel aller Flüchtlinge kommen aus gerade einmal 5 Länder, für die die Weltgemeinschaft keine Antworten findet. 85% der Flüchtlinge die das eigene Land verlassen müssen, kommen in ein ähnlich oder eher ärmeres Land. (Nicht nach Deutschland)
Als Gesellschaft sind wir aufgerufen, Flüchtlingen das Träumen zu erlauben. Wie das gelingen kann, müssen wir in einem weltoffenen Diskurs verhandeln. Es beginnt damit, dass wir sie willkommen heißen. Das kann die kleine Geste sein, wenn man im Vorbeigehen einen Gruß ausspricht. Das beginnt mit der schlichten Würdigung, dass sich hinter jedem Menschen seine individuelle Flüchtlingsgeschichte verbirgt.